December 11, 2009 / erstellt am:  December 12, 2009
aufgefallen, Theater, Kritik

Nackte Tatsachen mit Tiefgang

Es ist faszinierend, wie der Regisseur Alex Truffer aus den Schauspielern und Schauspielerinnen das Letzte herausholt und sie zu Höchstleistungen motivieren kann. Im Falle von «Ladies Night», gespielt in Worb, ist es ihm zusätzlich gelungen, Hemmungen abzubauen oder zumindest den Umgang damit zu lehren. Sich auf einer Bühne auszuziehen, dabei im Scheinwerferlicht zu stehen und vom Publikum beglotzt zu werden, verdient meinen Respekt, da ich mir nicht vorstellen kann, dass alle Beteiligten masslos exhibitionistisch veranlagt sind. Gut, sie wussten auf was sie sich einlassen, als sie sich für das Casting angemeldet haben. Und dennoch ist es eine spezielle Herausforderung oder sogar Grenzerfahrung, es dann auch wirklich zu tun. Natürlich haben wir ein gestörtes Verhältnis zu Nacktheit, aber hier geht es eher darum seine eigene Nacktheit zu zeigen und eigene Schamgefühle zu unterdrücken. Einen nackten Körper an und für sich ist ja nichts Spezielles und haben wir alle bereits x-fach gesehen.

Wie eigentlich immer bei Produktionen von Alex Truffer, hatte das sozialkritische Stück ein schnelles Tempo und eine gute Mischung aus heiteren und besinnlichen Momenten. Ich ertappte mich selber sogar und war überrascht, dass ich bei den derben und zum Teil plumpen Witzen mitlachen musste. Rein von der Geschichte her, findet der Spannungsbogen am Schluss natürlich seinen Höhepunkt. Es ist immer wieder erstaunlich wie viel man mit Lichteffekten herausholen kann. Die Choreografie der beiden Schlussszenen war perfekt und beeindruckend. Der letzte Teil, wo sie sich wieder anzogen, fand ich eine gelungene und passende Idee.

Das funktionelle Bühnenbild war sehr raffiniert und stimmig und bot bis am Schluss noch neue Überraschungen. Die schauspielerischen Leistungen lagen trotz kleiner Schwachpunkte auf hohem Niveau. Eine besondere Erwähnung haben Peter Huber, Beat Burri, Dario De Simone und Martin Zürcher verdient, die perfekt in ihre Rolle passten und sie gekonnt auszufüllen wussten. Film und Theater zu vergleichen ist grundsätzlich falsch, aber die Theaterumsetzung in Worb hat den Vergleich mit dem erfolgreichen Film «The Full Monty» nicht zu scheuen und steht ihm in nichts nach. Ein grosses Lob und mein voller Respekt an alle Beteiligten und dass «Ladies Night» zum unvergesslichen Erfolg wird.
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