October 19, 2010 / erstellt am:  October 20, 2010
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Das (absurde) Verlangen, vollkommener zu sein

Ein starkes Bild, gesehen auf einem Buchcover. Dieses Buch erschien anlässlich der Ausstellung «Body Extensions» im Museum Bellerive in Zürich und im Designmuseum mudac in Lausanne 2004, erschienen im Verlag Arnoldsche. In dieser Ausstellung ging es um den Wunsch nach Erweiterung, Verlängerung und Perfektionierung unseres Körpers. Wie Sigmund Freud es formulierte, empfindet sich der Mensch als Mangelwesen. Die Übermacht der Natur, die Hinfälligkeit unseres Körpers und unsere Unzulänglichkeiten Beziehungen einzugehen seien Ursachen unseres Leidens. Der Mensch ist unzufrieden mit seiner körperlichen Ausstattung und spürt das Verlangen vollkommen oder vollkommener zu sein. Im weitesten Sinne ging es um den omnipräsenten Körperkult der heutigen Zeit in unserer Kultur.

Das Bild stammt vom amerikanischen Designer Jeremy Scott. Es ist ein Beispiel für das Verlangen seinen Körper zu verändern, zu verschönern und zu perfektionieren. Manche Frauen fühlen sich weiblicher, attraktiver und werden dadurch selbstbewusster, wenn sie Schuhe mit hohen Absätzen tragen. Den Versuch den Absatz an der Ferse zu befestigen zeigt diese Absicht. Es zeigt aber auch die absurde Seite dieses Verlangens. Wie weit ist der Mensch bereit zu gehen? Welche Leiden und Strapazen nimmt er auf sich um schöner, perfekter, vollkommener zu werden?

In der Kunst werden diese Grenzen ausgelotet oder zum Teil überschritten. Extreme Beispiele sind die französische Künstlerin Orlan, die ihren eigenen Körper verändert um das standardisierte Schönheitsideal der Frau zu hinterfragen, oder der australische Performance- und Robotikkünstler Stelarc, der sich mit dem Verhältnis Mensch und Maschine auseinandersetzt und dabei seinen eigenen Körper physische Grenzen aussetzt.
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