April 21, 2011 / erstellt am:  May 9, 2011
Film, Texte, Präsentation, Schreiben, Kurzgeschichten / Bewertung: 6

Lost in Shanghai

Oft wird der Ton in einem Filmprojekt erst am Schluss bearbeitet. Dadurch wird ihm weniger Beachtung geschenkt, sagt Jürg Neuenschwander, Filmemacher und Dozent an der HKB. Darum wollte er in der Blockwoche «Video», den Schwerpunkt auf den Ton setzen. Das Bild ist zwar immer stärker als der Ton und dennoch kann die Bildaussage durch unterschiedlichen Ton komplett verändert werden, wie wir anhand eines kleinen Projektes selber erfahren konnten.

Die Aufgabe des Projektes bestand darin, aus bestehendem Filmmaterial einen kurzen Film zusammenzuschneiden und einen Text darüber zu sprechen. Welche Geschichte wir erzählen wollten, war uns freigestellt. Im Rohmaterial waren Filmaufnahmen während der Taxifahrt vom Flughafen in die Innenstadt von Shanghai zu sehen und weitere Impressionen vom Strassengetümmel dieser Millionenstadt. Der Film sollte 2 bis 3 Minuten dauern.

Mein Protagonist sitzt in einem Taxi und fährt durch Shanghai. Eine Stimme erzählt seine Gedanken, was einiges über ihn selber verrät. Er liest in seinem Reiseführer, statt aus dem Fenster zu schauen. Der Taxifahrer lässt ihn irgendwo in der Stadt aussteigen. Plötzlich fühlt er sich völlig verloren in dieser grossen Stadt, die so gar nicht aussieht, wie in seinem Reiseführer.

Einen Text glaubwürdig und überzeugend vorzulesen ist eine Kunst. Zusammen mit dem Sprechtrainer Jürgen Wollweber haben wir unsere Texte analysiert, geübt und im Tonstudio an der HKB und einen Tag später noch einmal im Studio bei Peter von Siebenthal aufgenommen. Ziel war, unsere beabsichtigte Stimmung und Aussage möglichst treffend mit unserer Sprache zu vermitteln. Da ich kein Schauspieler bin, war es unglaublich schwierig mich in die Rolle und die entsprechende Situation zu versetzen. Als Zuschauer muss man den Eindruck haben, dass ich mich gerade in diesem Taxi befinde und laut nachdenke. Zu Beginn hörte sich der Text einfach nur vorgelesen an. Wie ein Kommentar zu einem Ferienvideo. Mit dem beabsichtigten Stimmungswandel habe ich mir selber eine sehr schwierige Aufgabe gestellt. Von entspannt bis verängstigt und verzweifelt wollte ich einen Bogen spannen. Ob mir das am Schluss gelang, kann jeder selber beurteilen.

In dieser kurzen Zeit war es möglich uns für das Thema Ton und Sprache zu sensibilisieren. Am Projekt könnte man jetzt noch weiterarbeiten.

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