March 14, 2010 / erstellt am:  March 14, 2010
Kurzgeschichte

Der Inbegriff von Männlichkeit

Er ist der Inbegriff von Männlichkeit. Er ist eine Erscheinung, die bleibenden Eindruck hinterlässt. Wenn es nicht so kitschig tönen würde, könnte man sagen, sein Auftreten ist wie ein Vulkanausbruch. Er ist die vollkommene Verkörperung aller männlichen Merkmale, sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Es ist nicht nur sein makelloses Aussehen mit seiner sportlichen Figur, seiner stattlichen Grösse, seinen breiten Schultern und markanten Gesichtszügen, sondern viel mehr noch seine Ausstrahlung, seine Souveränität und seine natürliche Dominanz. Eigentlich seltsam, dass ein Exempel an Potenz und Virilität schon beinahe lächerlich wirkt. Im Vergleich zu einer Superfrau, die man bewundert, kann man einen Supermann nicht richtig Ernst nehmen. Liegt das an dem fortgeschrittenen Wertewandel, der weibliche Attribute höher bewertet als zum Beispiel Muskelkraft, Tapferkeit oder Selbstbeherrschung, die eher dem Männlichen zugeordnet werden?

Egal. Vor uns steht der Inbegriff von Männlichkeit, was sogar eine solche Frage sofort vergessen lässt. Sein Hormonhaushalt scheint ausgeglichen, wenn auch eine geringe Überdosis an Testosteron vorhanden sein muss. Sein Alter kennt man nicht genau. Er wirkt gleichzeitig jung und dennoch erfahren, was daran liegen mag, dass er keine oder nur lösbare Probleme kennt. Ein Mann ein Wort. Was er sagt, das gilt und entspricht der Wahrheit. Widerspruch zwecklos. Seine umwerfende Ausstrahlung bringt dich schon gar nicht auf die Idee, widersprechen zu wollen. Er ist sogar ein Mann, der gerne über Gefühle spricht, allerdings nur mit Frauen und eher über Gefühle von anderen. Seine Wertvorstellungen werden zum Massstab. Er steht wie ein Fels in der Brandung, der für Sicherheit und Geborgenheit sorgt. Neben ihm erscheint jeder andere Mann wie ein erbärmliches Würstchen oder ein öder Schlappschwanz. Seine Risikobereitschaft und seine Abenteuerlust schenkten ihm viele Lebenserfahrungen mit einem weiten Horizont. Im Chaos behält er die Ruhe und den Überblick. Sein Mut überzeugt, aber seine Besonnenheit lässt ihn nie Unüberlegtes tun, dafür sind seine organisatorischen und rationalen Fähigkeiten viel zu ausgeprägt. Dennoch kann er sehr spontan und charmant sein, was besonders bei den Frauen gut ankommt. Ebenso sein passender Humor und seine eloquente Art zu sprechen. Anstand und gute Erziehung sind eine Selbstverständlichkeit. Natürlich ist er gebildet und fantasievoll und weiss zu jedem Thema etwas zu sagen. Er weiss aber auch, wann er schweigen muss. Das macht Eindruck oder schüchtert ein. Je nach dem. Es wäre unfair ihn als arroganten Klugscheisser zu bezeichnen oder würde diejenigen, die das tun, nur als Neider entlarven.

Er ist der Inbegriff von Männlichkeit. Mehr aber eben nicht, bloss ein Inbegriff, der klischeehafter kaum sein könnte. Wozu sind eigentlich solche Inbegriffe gedacht? Denn einen solchen Mann gibt es nicht, ausser in der Werbung oder in gewissen Träumen oder Wunschvorstellungen. Den perfekten Mann gibt es ebenso wenig, wie die perfekte Frau. Es fragt sich sowieso, ob perfekte Menschen ohne Ecken und Kanten, ohne Schwächen und Makel erstrebenswert sind, oder ob sie uns mit der Zeit nicht einfach nur zu Tode langweilen würden.

478 Wörter
2'771 Zeichen (ohne Leerzeichen)
3'245 Zeichen (mit Leerzeichen)
<<