June 30, 2010 / erstellt am:  June 30, 2010
Interview, Weiterbildung, Schule für Gestaltung Bern, Kurse

«Ich lerne für mich, nicht für die Schule»

Interview zum Thema Weiterbildung. Text: Raphael Amstutz

«Ich habe die Weiterbildung über lange Zeit vernachlässigt. Ich war zu engagiert, zu eingespannt in meinem Job, da blieb schlicht keine Zeit für anderes. Doch dann habe ich den radikalen Schritt gewählt: Ich habe gekündigt - trotz einer guten Stelle.

Und jetzt mache ich nur noch Weiterbildungen. Momentan belege ich vier Kurse pro Woche und einige an Wochenenden. So intensiv ist es wohl bei den wenigsten Menschen. Ich bin da sicher ein sehr untypischer Fall, Weiterbildung als Vollzeitjob sozusagen. Doch es geht nicht nur um persönliche Neugierde. Im Herbst beginne ich mit dem Masterstudium «Visuelle Kommunikation». Die gewählten Kurse sind also durchaus strategisch gewählt. Ich will mich vorbereiten auf das Studium, will à jour sein, was die Grafik-Programme betrifft. Daneben gibt es aber auch Kurse, die ich aus reiner Freude an der Sache belegt habe. Die Auswahl ist aber auch ganz simplen Zwängen unterworfen. Ich musste schauen, wann welcher Kurs angeboten wird, was also überhaupt terminlich aneinander vorbeigeht. Als das mal klar war, bin ich tatsächlich in jeden Kurs reingekommen. Da habe ich auch schon anderes gehört.

Ich bin mit der Schule für Gestaltung bereits lange verbunden. Habe früher, noch zu Zeiten, als ich im Gymnasium war, hier Kurse besucht. Die Weiterbildung überzeugt mich, das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt, die Dozenten sind kompetent und zuverlässig. Unterschiede gibt es einzig in der Art und Weise der Durchführung. Manche Kurse sind ziemlich verschult, andere ganz frei. Ich kann besser damit umgehen, wenn mir Freiräume bleiben. Um das geht es doch: Die Weiterbildung taugt nur so viel, wie ich auch bereit bin, in sie zu investieren. Oftmals ist ja so eine Konsumhaltung zu spüren. Die Teilnehmer kommen, sind vom Arbeitgeber bezahlt und lehnen sich einfach zurück in ihren Stühlen. Dabei ist das Wichtigste, sich hineinzugeben, sich einzusetzen. Ich lerne für mich und nicht für die Schule.

Was ich besonders schätze ist, dass sich aus den Kursen heraus Kontakte ergeben haben, die vielleicht weiterhin bestehen bleiben. Bei der Weiterbildung geht es für mich ums Handwerk. Den kreativen Aspekt erhoffe ich mir dann im Masterstudium. Ich hätte mir gewünscht, dass manche Kurse länger dauern. Ein Wochenende ist einfach unglaublich kurz. Ja, da ist sie wieder, die Frage der Zeit. Irgendwie habe ich immer zu wenig davon.»
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