May 31, 2012 / erstellt am:  June 3, 2012
Weiterbildung, HKB, Diplomarbeit, Master-Thesis, Buch / Bewertung: 8

Eine gestalterische Variante als Nachtrag

Bei meiner Master-Thesis bin ich sehr zielstrebig vorgegangen. Zu zielstrebig, wie die Fachkommission kritisierte. Dadurch habe ich voreilige Entscheidungen gefällt ohne lange auszuprobieren. Vorallem im bildhaften Bereich fehlte die vertiefte gestalterische Auseinandersetzung. Es mag auch sein, dass ich zu viel Zeit ins Schreiben der Texte investierte und dadurch die Gestaltung zu kurz kam. Eine erneute Herangehensweise mit Konzentration auf die Gestaltung meiner Diplomarbeit, bot mir die Möglichkeit verschiedene Varianten auszuprobieren und losgelöst vom Prüfungsdruck befreiter arbeiten zu können.

Das Ergebnis wirkt durchdachter und subtiler sowohl in der Anmutung (Material, kleineres Format, Gesamterscheinung) wie in der gestalterischen Umsetzung (Layout und Dramaturgie). Konzeptionell wollte ich keine Änderungen vornehmen, auch wenn ich nachträglich die Fokussierung auf den Tod der eigenen Eltern als zu eingrenzend empfand.

Der Blindprägedruck auf dem Leinenumschlag erinnert dem Thema «Sterben und Tod» entsprechend an eine Steingravur eines Grabsteines. Für die Inhaltsseiten wählte ich ein Dünndruckpapier (Papyrus PlanoPak gelblich-weiss 50 gm2), welches auch für Bibeln oder Gebetsbücher verwendet wird. Die tiefe Opazität des Papiers konnte ich mir gestalterisch zu Nutze machen. Das Bedruckte auf der einen Seite des Papiers ist abgeschwächt auch auf der anderen Seite des Papiers sichtbar. Gespiegelte Schrift kann nicht gut gelesen werden und so versucht man automatisch das Papier gegen das Licht zu halten um die Schrift lesen zu können.

Im Zentrum des neuen Konzeptes steht die fehlende Portraitfotografie der verstorbenen Person. Nicht nur die Person ist abwesend, sondern auch ihre Abbildung. Dieses Fehlen wird unterschiedlich dargestellt. Durch Aussparung, Anschneiden oder Weglassen. Jedes neue Kapitel beginnt mit Erinnerungsbildern: alte Fotografien, Fotografien von Gegenständen, Dokumenten und anderes, was an die verstorbene Person erinnert. Im Unterschied zu den anderen Fotografien sind diese farbig und ebenfalls angeschnitten. Auch einzelne Sätze erinnern an eine verstorbene Person. Diese Zitate sind aus dem Text herausgelöst und erzeugen kombiniert mit den Erinnerungsbildern eine neue Wirkung. Zwischen den Kapiteln werden einzelne gelbliche, unpaginierte Seiten eingeschoben, welche die 5 Sterbephasen nach Elisabeth Kübler-Ross erläutern. Als Variante zum bisherigen Buchprojekt wollte ich die Fotografien der jeweiligen Geschichten zu einer Bildstrecke zusammenfügen, welche sich über mehrere Seiten verteilt. Durch eine Verschiebung der Fotografien im Layout, so dass sie an den Rändern und im Bund angeschnitten sind, erzeugt Spannung und erweckt den Einrdruck einer fortlaufenden Bewegung, so wie sich die Bilder eines Lebens aneinanderreihen und mit dem Tod enden.

Ausstellung zur Master-Thesis
Text zur Ausstellungsbeschreibung
Fotografien während des Ausstellungsaufbaus
schriftliche Reflexion

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